
Rodeln – Breitensport auf schmalen Kufen
Früher für Transportzwecke genutzt, ist Rodeln heute hauptsächlich Spaßaktivität für Familien und Profisport für die Könner. Auf Holzschlitten, Bobs oder Rennrodeln geht es rasant bergab – ein Wintersport, der die breite Masse begeistert. Viele Skigebiete bieten schöne Rodelstrecken für alle, die einmal einen Tag abseits der Piste verbringen möchten.
Geschichte
Der Schlitten ist das wohl älteste Gleitgerät, das der Mensch kennt. Schon die Ägypter nutzten die Geräte zum Bau der Pyramiden. Die ältesten noch erhaltenen Schlitten wurden in Norwegen entdeckt. Sie stammen aus der Zeit der Wikinger (etwa 8. Jh. n. Chr.) und wurden von den dortigen Volksstämmen ebenfalls als Transportmittel verwendet. Im Mittelalter waren vor allem Pferdeschlitten verbreitet, um schwere Lasten durch den Schnee zu bewegen. Bereits gegen Ende dieser Epoche wurden die von Pferden, Hunden oder Rentieren gezogenen Schlitten nicht mehr nur als Arbeitsgerät, sondern auch für vergnügliche Spazierfahrten verwendet. Die ersten rodelnden Personen waren der Überlieferung nach schlesische Bergarbeiter, die mit den Holzgefährten Ende des 17. Jh. bereits ihren Arbeitsweg abkürzten. Wenig später setzte sich in Russland die Aristokratie ebenfalls auf Schlitten und fuhr zum Vergnügen künstlich angelegte Bahnen hinab. Später, als sich im Laufe des 19. Jh. erste Rodelrennen entwickelten, wurden die einfachen Konstruktionen der Fahrgeräte zunehmend professioneller. Die erste Rodelbahn der Alpen wurde 1879 in Davos in der Schweiz eingeweiht. Vier Jahre später fand auf genau dieser Bahn das erste internationale Wettrodeln statt, welches zwei Sieger hervorbrachte: einen Schweizer und einen Australier. Die Geburtsstunde eines Profisports, der es bis zur olympischen Disziplin gebracht hat.
Faszination Rodeln
Rodeln ist heute aber auch ein Sport für jedermann: Es braucht nur einen Schlitten, festes Schuhwerk und einen verschneiten Hang, und schon kann der Abfahrtsspaß für Groß und Klein beginnen. Denn gerodelt werden kann fast überall, solange die Strecke über das nötige Gefälle und eine ausreichende Schneedecke verfügt. Viele Skigebiete, von den deutschen Mittelgebirgen bis zu den höchsten Lagen der Alpen, setzen mittlerweile verstärkt nicht nur auf Skifahrer, sondern bauen auch ihr Angebot für Rodler immer weiter aus. Bestens präparierte und gesicherte Rodelbahnen sind so bequem mit der Bergbahn zu erreichen. Dazu gibt es Rodelverleihe, mit Flutlicht erhellte Nachtrodelstrecken und eigene Snowtubing-Bahnen für alle, die sich in großen Schlauchreifen den Hang hinuntersausen möchten.
Damit das Rodeln für alle Beteiligten zum Erlebnis wird, solltet ihr Folgendes beachten:
• Gute Ausrüstung: Festes Schuhwerk, warme und wasserfeste Kleidung, Helm, Skibrille, Handschuhe sowie evtl. eine Taschen- oder Stirnlampe. Einen Rodel mit Riemen zum Lenken. Plastikbobs sind vor allem für Naturrodelbahnen ungeeignet.
• Die Sitzflächen des Schlittens schneefrei halten.
• Immer hilfreich: sich beim Aufstieg bereits schwierige und markante Stellen der Rodelbahn einprägen
(z. B. scharfe Kurven, Hindernisse etc.).
• Gruppen sollten beim Aufstieg immer hintereinander auf einer Wegseite laufen. So werden gefährliche Situationen mit hinabfahrenden Rodlern vermieden.
• Sowohl abfahrende als auch aufstei- gende Schlittenfahrer sollten niemals in einer unübersichtlichen Kurve stehen bleiben.
• Vorsichtig fahren, vor allem, wenn man den Streckenverlauf nicht kennt. Vereiste Stellen und Pisten mit großer Vorsicht überqueren.
• Den Witterungsbedingungen ent- sprechend fahren. Auch Strecken, die als leicht eingestuft sind, können bei Eis Gefahren bergen.
• Auf Rodelbahnen, die von Autos befahren werden, ist besondere Vorsicht geboten! Immer verge- wissern, dass die Abfahrt für Rodler freigegeben ist!
• An unübersichtlichen Stellen durch Rufe auf sich aufmerksam machen.
• Vor allem bei Nachtrodelfahrten wichtig: an geeigneten Stellen auf die anderen Gruppenmitglieder warten und sich vergewissern, dass die Gruppe vollzählig ist.
• Nicht vergessen: Alkohol beeinträch- tigt das Reaktionsvermögen – auch beim Rodeln.
• Niemals kopfvoran auf dem Rodel liegend abfahren!
Schlittenfahren mit Kind und Hund
Rodeln ist Spaß für die ganze Familie – von den Nachwuchs-Rennrodlern bis zu den Großeltern. Und beim Familienausflug zur Rodelbahn darf natürlich auch der beste Freund des Menschen nicht fehlen. Wer sich mit kleinen Kindern oder Hunden zu einer Rodeltour aufmacht, sollte allerdings einige Dinge beachten. Denn vor allem dann, wenn man über den Abfahrtsweg gleichzeitig aufsteigt, kann es zu riskanten Situationen kommen. So sollte beim Aufstieg der Hund unbedingt an die Leine genommen werden. Frei umherlaufende Hunde sind sich oft unschlüssig, in welche Richtung sie abfahrenden Rodlern ausweichen sollen und werden so zum Risikofaktor auf der Rodelbahn. Gleichzeitig können sie abfahrenden Personen Angst machen, da vor allem große Hunde all denen, die auf einem Schlitten sitzen, auf Augenhöhe begegnen.
Auch Kinder wissen häufig nicht, wie sie auf entgegenfahrende Rodler reagieren sollen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Kinder notfalls an die Hand zu nehmen und vor dem Aufstieg die Verhaltensregeln zu besprechen. Wichtige Regeln sollten sein: Augen immer nach oben, zusammen auf eine Seite ausweichen und Schlitten hinter sich an den Rand ziehen, sobald jemand entgegenkommt. Ist man mit Kindern unterwegs und bemerkt beim Aufstieg, dass die Bahn sehr viele Eisflächen aufweist, sollte man sich sicherheitshalber für eine andere Strecke entscheiden. Eisflächen können Kinder schnell überfordern und so zu gefährlichen Situationen führen.
Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass Kinder beim Rodeln leicht auskühlen können, vor allem, wenn die Kleinen hinten auf dem Schlitten sitzend den Berg hinaufgezogen werden. Hier hilft eine Decke.
Unsere Tipps zu Rodelkauf und Pflege
Für richtige Rodeltouren sind Plastikbobs und -schlitten ungeeignet. Wer einen Holzrodel kauft, wählt am besten einen aus Eschenholz. Außerdem sind bei hochwertigen Schlitten die Latten stabil und splitterfrei und zudem alle Ecken sorgfältig abgerundet. Die Kufen sollten bis über die Enden verlaufen und die Lenk- bzw. Zugeinrichtung sollte stabil verarbeitet sein. Bei einem kurzen Probeziehen lässt sich leicht feststellen, ob die Kufen parallel laufen.
Damit man an einem Holzschlitten lange Freude hat, ist es sinnvoll, einige Pflegehinweise zu beachten:
Wartung: Schlitten sollten so wenig wie möglich der prallen Sonne ausgesetzt werden. Außerdem empfiehlt es sich, die Kufen unmittelbar nach der Nutzung abzutrocknen, um einen Rostansatz zu verhindern.
Lagerung: Am besten mit gewachsten Schienen und gelockerten Schienenschrauben lagern. Das Gerät sollte an einem trockenen, kühlen Ort liegen oder frei stehen, jedoch nicht beschwert oder einseitig angelehnt werden.
Vor der Wintersaison: Zu Beginn der Rodelsaison sollte man die Schienen (am besten mit einem Schleifband, Körnung 50-80) schleifen, mit Wachsentferner reinigen und neu einwachsen. Bei Sport- und Rennrodel werden außerdem die Innenkanten geschärft und die Außenkanten gebrochen.
Touren suchen und planen
Alles vorbereitet und gepackt? Dann nichts wie raus ins Vergnügen! Wie wäre es zum Beispiel mit Europas längster Rodelbahn in der Schweizer Jungfrau-Region? Oder einer Rodelstrecke im schönen Allgäu? Auf outdooractive.com findet ihr zahlreiche Vorschläge mit Beschreibung, Bildern und Insider-Tipps. Zudem habt ihr die Möglichkeit, eure eigene Rodeltour zu planen. Nutzt dazu die interaktive Karte mit verschiedenen Tools zur erleichterten Tourenplanung. Wer große Aufstiege vermeiden möchte, aktiviert in der Karte den Layer „Wintersport“ und lässt sich alle Lifte und ausgewiesene Rodelbahnen anzeigen. Tourenlänge, Dauer und GPX-Track sind für die erstellte Route verfügbar, ebenso eine druckbare topografische Karte im Maßstab 1:25.000. Nach einer kostenlosen Registrierung steht dieses Tool jedem outdooractive.com-Nutzer zur Verfügung.
Inspiration zu Rodeltouren inklusive Tourenbeschreibung, Bildern, Karte, GPX-Track und Höhenprofil findet ihr auf outdooractive.com
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