
Von der Rennpiste zum Volkshelden
Was viele seiner Millionen Fans nicht wissen ist, daß Hansi in seiner Jugend ein unglaublich erfolgreicher Sportler war. Zusammen mit Gustav Thöni, Ingemar Stenmark und Franz Klammer dominierte er die 70er Jahre im Skirennsport. Unter anderem mit einer Silbermedaille bei der WM 1974 in St.Moritz und Gesamtweltcupsieger im RSL 1973 als 18 Jähriger (!). Viel zu früh, im Alter von nur 24 Jahren, beendete er seine Karriere im Skiweltcup und wurde in den 80er Jahren noch zwei Mal Abfahrts-Weltmeister bei den Ski-Profis in den USA. Seit Mitte der 90er Jahre ist er im Showgeschäft und dort innert kürzester Zeit zu einem der beliebtesten Volksmusik-Entertainer in Europa aufgestiegen.
Marc Girardelli: Denkst du noch oft an deine Rennfahrerzeit zurück?
Hansi Hinterseer: Ab und zu. Mein Job als Entertainer hält mich so auf Trab, dass ich selten die Muße dazu habe, über meine frühere Karriere nachzudenken. Eigentlich passiert mir das nur, wenn ich alte Kollegen wie Franz Klammer, Bernhard Russi, Klaus Heidegger oder dich treffe.
Marc Girardelli: Wie bist du eigentlich zum Skirennsport gekommen?
Hansi Hinterseer: Auf der Seidlalm direkt an der berühmt berüchtigten Hahnenkamm-Abfahrt aufgewachsen, blieb mir 6 Monate im Jahr nichts anderes übrig, als mit den Skiern nach Kitzbühel in die Schule zu fahren. Und so kam ich automatisch zu den Rennen und habe auch gleich mit meinem Vater und später im Club regelmäßig trainiert. Mein Glück war, dass ich ziemlich jung schon tolle Erfolge feiern konnte, mit 14 Jahren in die Nationalmannschaft von Österreich aufgenommen wurde und gleich vorne bei den besten mitfuhr.
Marc Girardelli: Was hat dir im Rennsport am meisten Spaß gemacht?
Hansi Hinterseer: Natürlich war die Rennfahrerei in den 70ern nicht so ernst und mörderisch, wie sie es heute ist. Ich hatte tolle Freunde nicht nur in der eigenen Mannschaft, sondern auch bei den Italienern, Deutschen mit Christian Neureuther oder den Franzosen. Damals war alles viel lockerer. Aber auch der Damen-Skizirkus war früher oft am selben Ort wie wir und man kann sich ja vorstellen, dass es dann manchmal sogar noch lustiger wurde.
Marc Girardelli: Was bewertest du als deine größten Erfolge?
Hansi Hinterseer: In der Saison 1974 konnte ich den Slalom am Ganslernhang in Kitzbühel souverän gewinnen, und das mit der hohen Startnummer 21. Im Gesamtweltcup fehlte mir am Schluss der Saison nur ein Wimpernschlag, um die große Kristallkugel zu gewinnen. Beim letzten Rennen war ich in der Gesamtweltcupwertung zweiter hinter Piero Gros und noch vor Gustav Thöny. Im allerletzten Rennen setzte ich alles auf eine Karte und führte nach dem ersten Lauf. Im zweiten Durchgang fädelte ich dann leider kurz vor dem Ziel ein. Das war das Ende vom Traum des Gesamtweltcups und ich wurde dritter.
Marc Girardelli: Nach deiner Sportler-Karriere bei den Profis in den USA wurdest Du Sport-Kommentator beim ORF und bald darauf fing deine Künstler-Karriere an.
Was war der Auslöser dafür?
Hansi Hinterseer: Das war wirklich ein Zufall und sehr lustig. Auf der Geburtstagsfeier von Jack White gab ich ein Ständchen zum Besten. Die anwesenden Leute waren so begeistert, dass Jack sofort mit mir ein Programm für die Zukunft besprechen wollte. Was ja dann auch gleich recht gut funktionierte. So kam eines zum anderen und mittlerweile sind wir ein großes Unternehmen, das europaweit unterwegs ist.
Marc Girardelli: Wer schreibt für dich die Lieder und Texte?
Hansi Hinterseer: Das hat viel mit meiner Familie zu tun, die mir hierfür viel Input gibt und auch selber tatkräftig mitarbeitet. Mittlerweile sind es über 350 Lieder, die ich bisher veröffentlicht habe. Und so wie es aussieht, bin ich noch lange nicht am Ende.
Marc Girardelli: Deine Popularität zeigt sich überall, auch wenn Du mit Fans
in den Kitzbühler Alpen wandern gehst.
Hansi Hinterseer: Das war wirklich etwas ganz Besonderes. Wir hatten beim ersten Mal vor 15 Jahren mit ca. 100 Leuten gerechnet. Die Alm-Hütte für die Jause hatten wir vorher informiert, sie sollen dementsprechend viele Wurstsemmeln vorbereiten. Dass dann gleich über 1200 Leute mitgekommen sind, sorgte bei uns allen für eine große Überraschung. Am Ende waren es über 12.000 Leute, die mit mir am Hahnenkamm den Tag genossen haben. Die Leute blieben nicht nur 2 Tage sondern bis zu einer Woche und länger in Kitzbühel und Umgebung. Hotels und Restaurants waren voll und die Geschäfte machten super Umsätze. Ein touristisches Highlight, das nach tatkräftiger Unterstützung rief. Diese habe ich nicht in dem Masse bekommen, wie es nötig gewesen wäre. Kein Wunder, die gesamte Organisation war finanziell und personaltechnisch für uns ein Super-Schwergewicht. Wenn man sich vorstellt, was bei einem Bundesligaspiel für ein Aufwand an Securities und Helfern betrieben wird, war es für uns ohne die Unterstützung der Region nicht mehr durchführbar. Eigentlich schade, denn ich hätte es sehr gerne weiter gemacht.
Marc Girardelli: Neben Arbeiten und Skifahren hast Du noch eine andere Tätigkeit,
die dir sehr viel Spaß macht.
Hansi Hinterseer: Du hast es erraten. Golf ist meine Leidenschaft. Es ist für mich ein wunderschönes Spiel, manchmal mit Freunden aber auch sehr oft alleine. Die Kontrolle über Körper und Geist, die jeder Golfer kennt und manchmal sogar fürchtet, ist ein super Training für mich und gleichzeitig Inspiration für neue Ideen. Aber neben dem Golfen besuche ich auch sehr oft meine Hirsche.
Marc Girardelli: Hirsche?
Hansi Hinterseer: Ja, bei uns in Aurach am Wildpark gibt es ein Wild-Gehege. Die kennen mich seit den Dreharbeiten zu den Filmen. Wenn ich ins Gehege rein gehe, kommen die Hirsche zu mir und legen sich neben mir auf den Boden hin. Ein unglaubliches Gefühl, wenn so mächtige Tiere dir das Vertrauen schenken. Keine Angst, ich singe dann nicht, sonst würden sie wahrscheinlich davon laufen (lacht!).
Marc Girardelli: Spürst du mit gut 60 die vielen Jahre der Anstrengung schon etwas?
Hansi Hinterseer: Natürlich ist es ziemlich anstrengend diese vielen Reisen und Konzerte durchzuführen. Vor allem die dreistündigen Bühnenauftritte belasten meinen Rücken ziemlich stark durch die unnatürliche, leicht gebeugte Haltung mit dem Mikrophon. Aber ich habe vor kurzem ein tolles Therapiesystem gefunden, das mich danach immer hervorragend regeneriert. Dadurch fühle ich mich auch nach sehr anstrengenden Touren hervorragend.
Marc Girardelli: Wir streiften schon kurz deine Familie.
Hansi Hinterseer: Das absolut wichtigste für mich. Nur zusammen mit meiner Frau und meinen Töchtern ist das Leben für mich lebenswert. Sie geben mir die Stärke und den Halt und ich genieße jeden Augenblick mit ihnen.
Marc Girardelli: Das spürt man, wenn ihr zusammen seid.
Lieber Hansi, ich danke dir ganz herzlich für dieses Gespräch.